Die Corona-Pandemie, welche die letzten drei Jahre viele Bereichen geprägt hat, führte nicht nur zu einem Wandel der Arbeitswelt, sondern auch zu einer Veränderung in der Bürokleidung. Die zuvor geltende formale Bürobekleidung wie Anzug und Kostüm mit Krawatte oder Halstuch wich einer lockeren Kleidung am Schreibtisch daheim im Home-Office. Doch seit März 2022 gilt die Home-Office Pflicht nicht mehr, die Menschen kehren in das Büro zurück. Mit der Rückkehr in das Büro stellt sich nun die Frage, wie die Bürokleidung in der post-pandemischen Zeit aussehen soll und wie die Kleidung weiterhin ein Teil der Arbeits- und Bürokultur sein kann.
Die Management- und Technologieberatung BearingPoint führte im März 2022 dazu eine Studie mit 1000 Teilnehmer*innen durch und gewann dadurch differenzierte Ansätze zur Büro- und Arbeitskultur sowie zur passenden Bürokleidung der Zukunft.
Fest steht, dass die Meinungen beim Dresscode deutlich auseinandergehen. So befinden sich Führungskräfte oder Präsidenten von Behörden in einem wahrhaften Dresscode-Dilemma. Denn zum einen kann der Dress-Code zu „business“ sein und bei den Mitarbeitenden negativ aufstoßen und zum anderen kann er zu „casual“ sein und für Irritationen bei Kund*innen und Geschäftspartner*innen sorgen.
Am größten ist die Akzeptanz für formale Bürokleidung in der Automotive & Industrial Manufacturing Branche. Branchenübergreifend steigt jedoch das Verständnis für den Business-Look, wenn ein Termin der Anlass ist. Dennoch befürworten knapp zwei Drittel der befragten Personen eher T-Shirt und Sweatshirt im Büro und nur noch unter zwei Prozent sehen sich mit Krawatte oder Halstuch am Schreibtisch. Dies zeigt, dass die Krawatte nicht nur im Top Management ausgedient hat, sondern nun auch im Middle Management.
Doch ganz vergessen sollte man die formale Bürokleidung nicht, denn gerade für das Dienstleistungsgewerbe dient sie als geldwerter Vorteil. Beispielsweise sehen 82 Prozent der Befragten für Consultans höhere Tagessätze, ein knappes Sechstel erwartet gar 35 Prozent höhere Tagessätze, nur zurückzuführen auf die Bürokleidung. Ein Kleiderschrank gefüllt mit schicken Business-Anziehsachen kann sich also auch positiv auf das Einkommen auswirken. Jedoch haben nach zwei Jahren Pandemie die Bestände in den Schränken nachgelassen. So sanken die jährlichen Ausgaben für Bürokleidung von 1.176 Euro im Jahr auf nur noch 480 Euro. Gerade die junge Generation, die in den vergangen drei Jahren in das Berufsleben gestartet ist, hat so gut wie gar keinen Bezug zur Business-Kleidung aufgrund fehlender Orientierung und gesunkener Ausgaben.
Die Studienergebnisse machen deutlich, dass Führungskräfte in Unternehmen und Behörden Maßnahmen für einen konkreten Handlungsbedarf entwickeln sollten, damit der Dresscode auch mit Hinsicht auf eine gemeinschaftliche Kultur wieder auflebt.
Um Investitionen zu schützen, sollte die agile Transformation abgesichert und die agile Arbeitsweise gelebte Praxis werden und sich auch in der Bürokleidung wiederfinden. Ebenso sollten Organisationen die besten Talente für sich gewinnen, um ungewollte Fluktuation zu vermeiden. Nicht zu vergessen ist die Wertzuschreibung gegenüber der Kleidung für den äußeren Eindruck, durch den Unternehmen ihre Marktposition und Behörden ihr Image absichern können.
Die Studie empfiehlt drei Handlungen, um das Thema Dresscode entsprechend wieder aufzugreifen:
1. Anlassbezogene Dresscodes – Smart Dresscode Contracts
Der eine allgemeingültige Dresscode hat sich verabschiedet, nun sollten verschieden anlassbezogene Codes gemeinsam mit der Belegschaft ausgehandelt und bestimmt werden.
2. Gemeinsame Diskussionen
Im gemeinsamen Dialog mit der Belegschaft sollten Anreize für verschieden Typen der Bürokleidung besprochen werden, um die Akzeptanz für die Wahl der Bürokleidung zu stärken. So kann auch die Ausgabebereitschaft für neue Kleidung erhöht werden.
3. Dresscodes für die hybride Arbeitswelt im New Normal
Egal ob der Schreibtisch im Büro oder im Home-Office steht, die Bürokleidung sollte die kulturell in der Organisation angestrebte Wertigkeit widerspiegeln. Organisationen sollten daher ihre Belegschaft auch mit der richtigen technischen Ausstattung unterstützen, damit sie im Online-Meeting nicht nur einwandfrei teilnehmen können, sondern auch in der passenden Arbeitskleidung sichtbar für die anderen Meeting-Teilnehmer*innen sind.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Arbeitswelt sich weiterhin verändert und auch im Vergleich zu den vergangenen Jahren lockerer wird. Dies soll nicht heißen, dass wir uns zu Jogginghosen am Schreibtisch hinbewegen, sondern viel mehr zu einer bewussteren Auswahl unserer Kleidung im Büro. Mitarbeitende haben so die Möglichkeit, sich (kleidungstechnisch) mehr zu entfalten, je nach Anlass oder persönlicher Stimmung. Dies führt sicher nicht nur zu einem gesteigerten Wohlbefinden am Arbeitsplatz, sondern auch zu einem (erneuten) aufkommen einer gemeinschaftlichen Kultur im Büro.